Lösungen für Land, Boden und Ernährung in Afrika: Hochrangige Konferenz an der Heliopolis Universität

Die Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung (HU) veranstaltete in Kooperation mit dem World Future Council (WFC) eine hochrangige Konferenz mit dem Titel “Lösungen für Land, Boden und Ernährung in Afrika”. Die Veranstaltung fand am 24. April auf dem Universitätscampus in Kairo statt und erregte große Aufmerksamkeit in den ägyptischen Medien. Internationale Experten und hochkarätige Gäste nahmen an der Konferenz teil, darunter Dr. Auma Obama, Vorstandsvorsitzende von „Sauti Kuu“, Monique Barbut, Exekutivsekretärin der UN-Konvention zur Bekämpfung von Wüstenbildung oder der ägyptische Minister für Wassermanagement, Dr. Mohamed Abdel Aty. Gemeinsam arbeiteten die Teilnehmenden eine Erklärung über die nachhaltige Entwicklung von Land, Böden und Nahrungsmittelproduktion in Afrika aus.

Gemeinsame Erklärung für die nachhaltige Landwirtschaft in Afrika

In der Erklärung werden konzertierte Aktionen und Maßnahmen gefordert die beispielsweise auf Synergien zwischen internationaler und nationaler Politik aufbauen und mit der globalen Agenda 2030 und den darin beschriebenen 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) in Einklang stehen, um insbesondere Ziel Nr. 15 “Leben an Land” zu erreichen. Auch die Schaffung eines unterstützenden Umfeldes wurde festgehalten, das nachhaltiges Unternehmertum fördert, Bildungsmodelle, die aktuelle und zukünftige Herausforderungen angehen sowie die Stärkung der Zivilgesellschaft und Forschungseinrichtungen.

„Wir sollten wieder demütig werden und uns auf den Boden besinnen.“ Dr. Auma Obama, Vorsitzende von der „Sauti Kuu Stiftung“

Mit einer herzlichen Begrüßung eröffnete Helmy Abouleish die Veranstaltung. Er betonte, dass die Landwirtschaft Herausforderung und Lösung zugleich sei. „Nicht nur die großen Organisationen, sondern jeder einzelne von uns ist Teil der Lösung“, sagte Abouleish, der kürzlich zum UN-Champion gegen den Klimawandel gewählt wurde. „Wir werden eine Erklärung unterzeichnen, die die Integration globaler Praktiken für Nachhaltigkeit auf allen Ebenen fordert, also die sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und ökologischen Dimensionen nachhaltigen Entwicklung einschließen.“

„Die Landwirtschaft ist Herausforderung und Lösung zugleich.“ Helmy Abouleish

In diesem Zusammenhang begrüßte Helmy Abouleish Dr. Auma Obama, Gründerin und Vorsitzende der „Sauti Kuu Stiftung“. „Laut jüngster Studien leben die gesündesten Menschen weltweit in den ärmsten Ländern Afrikas, weil sie direkt vom Boden essen“, erläuterte Dr. Obama. „Wir sollten unsere Arroganz hinterfragen und wieder demütiger dem Boden gegenüber werden. Je mehr wir haben, desto mehr zerstören wir uns selbst.“ In ihrer inspirierenden Rede betonte Dr. Auma Obama auch die Notwendigkeit gemeinsam für die Schaffung einer sicheren Welt für unsere Kinder zu arbeiten.

Dr. Auma Obama, Gründerin und Vorsitzende der „Sauti Kuu Stiftung“ während ihrer Rede.

Wüstenbildung und Bodenerosionen werden 65 Millionen Menschen zur Flucht zwingen

Unter den Gästen und Unterzeichnern der Erklärung war auch Monique Barbut, Exekutivsekretärin des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung von Wüstenbildung (UNCCD). Sie ging vor allem auf das brennende Thema der Landdegradierung in Afrika ein. Durch Bodenerosionen in Kombination mit dem Klimawandel und der wachsenden Bevölkerung würden in rund 15 Jahren 65 Millionen Afrikaner zur Flucht Richtung Nordafrika und Europa gezwungen. „Obwohl diese Bild momentan eher düster ist, haben wir doch die Möglichkeit es wieder zu verbessern“, so behauptete sie. Barbut hob in diesem Zusammenhang die Initiative “3 S” hervor, die von der UNCCD ins Leben gerufen wurde und „Nachhaltigkeit, Stabilität, Sicherheit“ als Schlüssellösungen für die aktuellen sozioökonomischen Probleme in Afrika fördert.

Monique Barbut, Exekutivsekretärin des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung von Wüstenbildung (UNCCD) sprach über die schwerwiegenden Folgen von Wüstenbildung.

Aus Ägypten nahm Dr. Mohamed Abdel Aty, Minister für Wasserressourcen und Vizepräsident des afrikanischen Ministerrats für Wasser (AMCOW), teil. Der Staatsmann betonte die ägyptische Agenda 2030, die im Bereich des Managements von Wasserressourcen auf der Grundlage von vier Säulen formuliert wurde: Verbesserung der Wasserqualität, Effizienz der Wassernutzung, Entwicklung der Wasserressourcen und Schaffung eines unterstützenden Umfelds.

Alexandra Wandel, Direktorin des World Future Councils, der auch den Future Policy Award zur Bekämpfung von Wüstenbildung vergibt, präsentierte den eindrucksvollen Dokumentarfilm „Das Wunder von Merere“. Darin wird die weite Landschaft und die Tiere des äthiopischen Dorfes Merere gezeigt – ein kleines Wunder, das durch die lokale Gemeinschaft in Zusammenarbeit mit ihren Regierungen und Investoren geschaffen wurde.

Der World Future Council (Weltzukunftsrat) ist eine gemeinnützige Organisation, die politische Lösungen erforscht, identifiziert und verbreitet, die zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. SEKEM Gründer Ibrahim Abouleish war Mitbegründer und einer der WFC-Ratsmitglieder. Sein Sohn, Helmy Abouleish, SEKEMs Geschäftsführer ist seit November 2017 Mitglied im Weltzukunftsrat.

Alexandra Wandel (Direktorin des World Future Councils), Dr. Kadria Abdel Motaal (Leiterin der Forschungsabteilung an der HU), Dr. Auma Obama (Gründerin und Vorsitzende von “Sauti Kuu”) und Hans Herren (Präsident des Millennium Instituts und Träger des Right Livelihood Awards).

Internationale Experten treten für einen Wandel ein

Anerkennung für SEKEM und die bisherige Arbeit wurde von Sebastian Lesch, Leiter der deutschen Entwicklungszusammenarbeit an der Deutschen Botschaft in Kairo formuliert: „Uns verbindet eine lange Beziehung. Wir haben gemeinsam schon viel daran gearbeitet, nachhaltige Landwirtschaft in Ägypten zu fördern.“ Er wies auch darauf hin, dass die ägyptische Jugend das idealste Potential für die Zukunft biete und sie durch innovative Bildungsprogramme stärker gefördert werden sollte.

„Wir arbeiten seit Jahren mit SEKEM an der Förderung nachhaltige Landwirtschaft und Wasserressourcenmanagement in Ägypten.“ Sebastian Lesch, Leiter der Entwicklungszusammenarbeit an der Deutschen Botschaft in Kairo

Die internationale Zusammenkunft endete mit einer offenen Diskussion zwischen dem Publikum und drei Experten: Abdelkarim Sma, vom Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), Hans Herren, Präsident des Millennium Instituts und Träger des Right Livelihood Awards und Lothar Fickert, emeritierter Professor an der Technischen Universität Graz. Moderiert wurde die Diskussion von Dr. Hani Seilam, Mitglied des Kuratoriums der Heliopolis Universität und Direktor der Abteilung Hydrologie an der RWTH Aachen. Das Gespräch befasste sich vor allem mit den Problemen der Landwirtschaft in Afrika und der Integration der Prinzipien von Bildung für nachhaltige Entwicklung in nationale Bildungssysteme.

Als Träger des „Land for Life Award 2015“ ist SEKEM der Ansicht, dass die Bekämpfung von Wüstenbildung und Landdegradation ein Schlüsselfaktor für die Realisierung der SDGs ist. Dabei müsse aber stets ganzheitlich gedacht und vorgegangen werden etwa über die Einbeziehung der jungen Generationen mithilfe von Curricula, die nach den Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung aufgebaut sind. SEKEM und die Heliopolis Universität sind zuversichtlich, dass durch die entstandene Erklärung – initiiert durch den WFC – eine Zusammenarbeit unterstütz wird, die dazu beiträgt, derzeitige Generationen durch strategische Pläne zu stärken und zukünftige Herausforderungen frühzeitig anzugehen zu können.

Noha Hussein

Erklärung über Lösungen für Land, Boden und Ernährung in Afrika
Pressemitteilung
Der World Future Council
SEKEM gewinnt Land for Life Award 2015