Ägyptische Bäume für „Aktiven Klimaschutz“ in Europa

Die nachhaltige Wüstenbegrünung ist für Ägypten eine der größten Herausforderungen und eine wichtige Voraussetzung für die Nahrungsmittelsicherheit der 90 Millionen Ägypter. So wurde von der ägyptischen Regierung kürzlich das „1.5 Million Feddan“-Projekt initiiert. Dabei sollen bis 2017 1,5 Feddan Millionen (ca. 630.000 ha) Land kultiviert werden um die Nahrungsmittelproduktion weiter ausbauen zu können. Für SEKEM ist die Wüsten-Rekultivierung durch biologisch-dynamische Landwirtschaft bereits seit den Anfängen eines der wichtigsten Anliegen. 2008 hat SEKEM in der Oase El Bahareyya, in der westlichen Wüste, Land gekauft und versucht dieses nach und nach für die Landwirtschaft zurückzugewinnen.

Ein besonders wichtiger Faktor für die Begrünung der Wüste sind Bäume. Sie schützen die Farm vor dem rauen Wüstenwetter und helfen dabei sie zu einer Oase der Ruhe zu machen. So wird um alle SEKEM Farmen zunächst ein grüner Baum-Gürtel gepflanzt – ein sogenannten „Windbruch“ – der dem Ökosystem einer Farm viele Vorteile bringt. Neben dem Schutz vor dem andauernden Wüstenwind, entsteht mit der Zeit ein neues Mikroklima und die Biodiversität gewinnt durch die abwechslungsreiche Kulturlandschaft an Reichhaltigkeit. Wenn die Bäume später an Höhe und Alter gewonnen haben, kann die Biomasse zum Beispiel für die Holzproduktion genutzt werden.

Ein weiterer Nutzen der gepflanzten Bäumen ist, in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels, die Kohlenstoffbindung. Bekanntlich benötigen Pflanzen CO2 für die Photosynthese und damit das Wachstum. So wird es uns Menschen ermöglicht durch das Pflanzen von Bäumen die Atmosphäre wieder etwas zu reinigen und mehr Sauerstoff zu generieren. Eine 100 Jahre alte Fichte mit einer Höhe von 35 Metern kann beispielsweise rund 2,6 Tonnen CO2 speichern. Das erscheint zunächst viel, ist aber im Vergleich zu den Mengen, die wir Menschen für unseren Transport und die Industrie produzieren leider ernüchternd wenig.

25.700 neue Bäume in der ägyptischen Wüste

Diese langfristigen Nutzen erhalten wir zwar aus den gepflanzten Bäumen, jedoch erst nach vielen Jahren des Wachstums in Verbindung mit langfristigen Investitionen, die in der Landwirtschaft leider meist eine große Herausforderung darstellen. Erfreulicherweise haben sich in der letzte Zeit einige europäische Firmen an SEKEM gewandt, die sich für aktiven Klimaschutz entschieden haben und direkt in Bäume investieren wollen, um ihren CO2-Ausstoß auszugleichen. So hat sich zum Beispiel mit dem deutschen Zangenhersteller KNIPEX eine Partnerschaft entwickelt, die die Pflanzung von 25.700 neuen Bäumen beinhaltet. Im Zuge des Projekts wird eine Mischung aus verschiedenen Baumarten auf der SEKEM Farm in Wahat El Bahareyya gepflanzt. Im Dezember letzten Jahres wurde mit der Kultivierung von Kasuarinen-Setzlingen begonnen, einer Baumart, die besonders gut und schnell in der Wüste wächst. Kasuarinen binden schon innerhalb der ersten 30 Jahre 3,5 Tonnen CO2, beziehungsweise im Jahresdurchschnitt 0,12 Tonnen CO2 pro Baum. Zum Vergleich: Ein einfacher Flug von Berlin nach Kairo erzeugt etwa 0,77 Tonnen CO2 pro Person.

Verantwortung übernehmen

KNIPEX übernimmt sowohl die Investitionskosten für die Herstellung von Infrastruktur wie beispielsweise Wasserleitungen und die Pflanzung der Bäume, als auch die jährlich laufenden Kosten für Bewässerung und Pflege. „KNIPEX ist sich seiner Verantwortung bewusst, dass neben dem Aufforstungsprojekt in Ägypten auch seine Unternehmensprozesse angepasst werden müssen, um zur Verlangsamung des Klimawandels aktiv beizutragen“, sagt Carolin Sieg, Projektreferentin von KNIPEX. Das Unternehmen hat außerdem die Idee, das Projekt weiter auszubauen und seinen Mitarbeitern „Baumpatenschaften“ anzubieten. SEKEM sieht dies als besonders schöne Geste, da das ökologische Projekt so auch einen sozialen Charakter bekommen würde und eine emotionalere wie persönlichere Verbindung entstehen würde.

Eine solche Querfinanzierung ist für die nachhaltige Entwicklung einer Gesellschaft von großer Bedeutung. Sie ermöglicht es die externen Kosten, die durch die Luftverschmutzung einer Industrieanlage oder eines genutzten Flugzeuges entstehen wieder zu internalisieren und so den Schaden, der in der Atmosphäre entstanden ist, in Ansätzen einzudämmen. SEKEM freut sich über die neue Partnerschaft, den beidseitigen Nutzen der Kooperation und darauf mit KNIPEX die Wüste weiter zu begrünen.

Tobias Fetscher hat in Wien an der Universität für Bodenkultur “Umwelt und Bioressourcen-Management” studiert. Er beschäftigt sich in SEKEM für ein halbes Jahr vor allem mit dem Thema Nachhaltigkeitsmanagement. Tobias konnte dabei sein als die ersten KNIPEX-Bäume gepflanzt wurden und hat für die SEKEM News die Hintergründe des Projektes zusammengefasst.

 

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