Für das unbekannte Ohr spielen

Vom 27. Februar bis 4. März 2018 besuchten die Pianistin und Sängerin Dorien Verheijden, die Geigerin Astrid Abas und der Fundraiser Erik Prins aus den Niederlanden SEKEM, um in der SEKEM Schule und an der Heliopolis Universität Workshops für ein Musikfestival mit ägyptischen und niederländischen Musikern zu geben, das dieses Jahr im Space of Culture stattfinden soll. Für die SEKEM News berichten Astrid Abas und Dorien Verheijden, Mitglieder des niederländischen Vereins SEKEM Freunde, von ihren Erfahrungen.

Dankbar und mit großer Freude blicken wir auf sechs intensive und vielseitige Tage zurück. Unser Publikum lernte, dem Anderen, dem Unbekannten lauschen. Umgekehrt lernten wir, für das unbekannte, nicht an unsere Klänge gewöhnte Ohr, zu spielen. Die Zuhörer verwandelten unsere Musik in verschiedene neue Formen und Farben.

Jeden Morgen um halb sechs begannen wir im Mahad, dem Institut für Erwachsenenbildung auf der SEKEM Farm, mit einer interaktiven musikalischen Einführung für das SEKEM-Kernteam. Wir spielten und ließen die Zuhörer ausdrücken, was sie gehört hatten. Tagsüber setzten wir diese musikalischen Spiel- und Hörerfahrungen in der SEKEM Schule und an der Heliopolis Universität fort.

Durch die Musik Gefühle zum Ausdruck bringen

Aufmerksam hörten die SEKEM Schüler etwa Mozarts Sonate in F-Dur. Mit Gesten zeigten und übten wir, wie sich das Thema öffnet und wieder schließt. Außerdem unterrichteten wir Melodien von Bela Bartók mit Texten von Astrid und einem SEKEM-Lehrer, die wir am Ende der Woche auf der Bühne bei der wöchentlichen Schulfeier präsentierten.

An der Heliopolis Universität beschäftigten wir uns zusammen mit Dozenten und Studenten ebenfalls mit unterschiedlichen Musikstücken Die Zuhörer teilten ihre Eindrücke etwa zu „Thème et Variations“ von Olivier Messiaen mit großer Offenheit. Es gab viele sehr bereichernde aber auch verletzliche Momente. Die Studenten erklärten beispielsweise, dass sie durch die Musik zur Ruhe gekommen seien, dass ihre Anspannung nachgelassen und sie ein großes Glücksgefühl empfunden hätten. Wir waren berührt von der Offenheit und Spontanität der Menschen. Eine Gruppe von Professoren klatschte sogar so begeistert mit, dass wir unsere Musik entsprechend anpassten, wodurch eine ganz neue Variation des Stückes entstand.

In Erinnerung an Ibrahim Abouleish

Unser künstlerischer Höhepunkt war ein Konzert vor internationalen Gästen im Mahad. Wir spielten die oben erwähnte Sonate in F-Dur von Mozart, die Thème et Variations von Messiaen und die große Sonate für Violine und Klavier von César Franck. Durch einen großen Flügel kam das Publikum in einen ganz besonders intensiven Hörgenuss. Wir widmeten unser Konzert dem verstorbenen SEKEM Gründer Ibrahim Abouleish – und es fühlte sich so an, als sei er dabei gewesen.

Die SEKEM Farm zu besuchen, ist immer eine große Freude. Die Atmosphäre ist wunderschön: Blumen, Pflanzen, Bäume, Vögel, Menschen und bunte Gebäude. Wir haben es als besonders wunderbar wahrgenommen, wenn wir nach einem Tag an der Heliopolis Universität – nach einer Autofahrt mit viel Durcheinander und Chaos ringsherum –  „nach Hause“ kamen.

Der Vriendenkring SEKEM (niederländischer SEKEM Förderverein)
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