SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur für nachhaltige Gemeinschaften

Schätzungen zufolge werden bis 2050 mehr als 60 % der Weltbevölkerung in Städten leben. Auch in Ägypten nimmt die urbane Bevölkerung stark zu, ohne dass ein entsprechender Lebensstandard für alle Bürger gewährleistet werden kann. 2018 leben 38 % der Ägypter in Städten, mit einer Bevölkerungsdichte von 100 Menschen pro Quadratkilometer – bis 2050 sollen es sogar bis zu 50 % sein (Worldometer). 27 % der Ägypter leben unterhalb der Armutsgrenze und die Arbeitslosenzahl ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen (CAPMAS). Die Urbanisierung geht einher mit den großen Herausforderungen wie Klimawandel, Wasserknappheit oder Ernährungssicherheit – die instabile wirtschaftliche Situation bleibt anhaltend problematisch.

„Probleme können niemals mit derselben Denkweise gelöst werden, wodurch sie entstanden sind. Sie müssen auf eine anderen Ebene gebracht werden.“ Albert Einstein

Albert Einstein hat einmal gesagt: „Probleme können niemals mit derselben Denkweise gelöst werden, wodurch sie entstanden sind. Sie müssen auf eine anderen Ebene gebracht werden“. Industrieller Fortschritt ist notwendig, um Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum zu realisieren. Die Industrialisierung muss aber für einen nachhaltigen Fortschritt dringlich ganzheitlicher betrachtet werden, damit sie am Ende nicht sogar einen Rückschritt für Menschen und Natur verursacht. Ökologische Auswirkungen müssen berücksichtigt werden, ebenso wie eine gerechte gesellschaftliche Entwicklung. Als „nächste Ebene“ sind daher Innovationen gefragt, die den wachsenden Anforderungen durch neue unkonventionelle Wege, insbesondere in der Infrastruktur, gerecht werden. Denn: Innovative Modelle können nicht nur neue grundlegend Systeme erschaffen, die den gesellschaftlichen Bedürfnissen dienen, sondern sich auch an die sich schnell verändernde und herausfordernde Welt anpassen.

Innovation: Schlüssel für wettbewerbsfähige und nachhaltige Wirtschaft

SEKEM kann als eine solche innovative Lösung für Ägypten gesehen werden. Als Ibrahim Abouleish SEKEM 1977 gründete, war er in der Lage, die Herausforderungen seines Heimatlandes auf einer anderen Ebene, mit vorausschauendem Blick in die Zukunft, zu betrachten. Die ägyptische Bevölkerung betrug damals rund 50 Millionen Menschen (heute sind es bald 100 Millionen). Es war die Zeit der wirtschaftlichen Liberalisierung, begleitet von raschem industriellen Fortschritt, der zur Verbreitung von selbstzentrierten Praktiken führte. Damit einher ging die Landflucht; viele Bewohner der ländlichen Gegenden strömten nach Kairo und in andere zentralen Gebiete Ägyptens, mit der Hoffnung auf einen besseren Lebensstandard und mehr Möglichkeiten.

Um der anhaltenden Landflucht nun Herr zu werden, hat die ägyptische Regierung vor vier Jahren, im Rahmen der Vision 2030, eine Stadtentwicklungsstrategie entworfen. Die Strategie umfasst mehrere Programme, die die Substitution und Erneuerung der Infrastruktur, die Urbarmachung von Wüstenland und den Bau neuer Städte unterstützen und gleichzeitig die dortige Besiedlung fördern. Eines dieser Projekte ist „Die Stadt der Medizin“, durch das 2200 Feddan (ca. 924 ha) Wüstenland im Verwaltungsbezirk Beni Suef nachhaltig revitalisiert werden sollen. Inspiriert und unterstützt durch SEKEM sollen dort biologische Heilkräuter für die Produktion von pflanzlicher Medizin angebaut werden und erneuerbare Energiequellen zum Einsatz kommen.

„Wir müssen uns jeden Tag selber neu erfinden.“ Helmy Abouleish

Das 9. Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG 9) der Vereinten Nationen setzt Infrastruktur, Industrialisierung und Innovation in den Fokus. SEKEM arbeitet an der Förderung dieser drei Aspekten bereits seit über 40 Jahren mit einem ganzheitlichen Ansatz. „Um eine Balance zwischen den Dimensionen zu finden, die für eine ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung erforderlich sind, sind Kreativität, Forschung und Innovation von entscheidender Bedeutung – dafür müssen wir uns selber jeden Tag neu erfinden“, sagt SEKEMs CEO Helmy Abouleish. So sind Forschung, Innovation und die Unterstützung von Gemeinschaftsbildung in ehemaligen Wüstengebieten Ägyptens auch wichtige Ziele in SEKEMs kürzlich veröffentlichter Vision 2057.

Aus der Idee einer nachhaltigen Entwicklung und dem Aufbau einer blühenden Zukunft für Ägypten und die Welt, entstand SEKEM vor 40 Jahren. Für SEKEM ist nachhaltige Entwicklung kein Modethema, sondern Kerngeschäft. SEKEM orientiert sich an der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ und der Erreichung aller 17 SDGs. Das ganzheitliche Konzept misst SEKEM mit der sogenannten Nachhaltigkeitsblume. Die Blume ist ein Management-, Bewertungs- und Kommunikationsinstrument, welches das Konzept der nachhaltigen Entwicklung in ihren vier Dimensionen symbolisiert: Wirtschaftsleben, gesellschaftliches Leben, kulturelles Leben und Ökologie.

SEKEM inspiriert Regierung zu “City of Medicine”
SEKEM Vision 2057